Wer in ausländische Aktien investiert, profitiert oft von attraktiven Dividendenzahlungen. Doch bevor das Geld auf dem Konto landet, wird es in vielen Fällen bereits im Quellenstaat besteuert. Diese Quellensteuer reduziert die tatsächliche Rendite und kann eine Doppelbesteuerung nach sich ziehen. Allerdings gibt es Möglichkeiten, diese Steuerbelastung zu minimieren oder ganz zu vermeiden – sei es durch Rückerstattung, Steuerabkommen oder eine kluge Wahl des Wohnsitzlandes.
Wie funktioniert die Besteuerung von Dividenden im Ausland?
Grundsätzlich erheben viele Länder eine sogenannte Quellensteuer auf Dividenden, die direkt von der auszahlenden Gesellschaft im Herkunftsland abgezogen wird. Die Höhe variiert je nach Land stark – von 0 % in Ländern wie Brasilien für ausländische Investoren bis hin zu 35 % in der Schweiz (wobei 15 % auf die deutsche Steuer angerechnet werden können).
Für Anleger mit Wohnsitz in Deutschland unterliegen ausländische Dividendeneinkünfte zusätzlich der deutschen Abgeltungsteuer in Höhe von 25 % plus Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer. Dadurch kann es zu einer doppelten Steuerbelastung kommen, die nur teilweise durch eine Steueranrechnung gemildert wird.
Möglichkeiten zur Reduzierung der Steuerlast
Um zu verhindern, dass Dividenden sowohl im Quellenstaat als auch im Wohnsitzstaat voll besteuert werden, gibt es mehrere Lösungsansätze:
1. Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) nutzen
Viele Länder haben mit Deutschland sogenannte Doppelbesteuerungsabkommen geschlossen, die eine vollständige oder teilweise Anrechnung der ausländischen Quellensteuer ermöglichen. Häufig wird der Quellensteuersatz dadurch auf 15 % begrenzt, sodass dieser Betrag mit der deutschen Abgeltungsteuer verrechnet werden kann.
2. Quellensteuer-Rückerstattung beantragen
In einigen Fällen ist es möglich, die über das DBA hinausgehende Quellensteuer direkt vom Quellenstaat zurückzufordern. Das Verfahren ist jedoch oft bürokratisch und erfordert Nachweise sowie eine Ansässigkeitsbescheinigung vom deutschen Finanzamt.
3. Wohnsitz in ein steuerfreundliches Land verlagern
Anleger, die hohe Dividendeneinnahmen erzielen, können von einem Wohnsitzwechsel in Länder mit niedriger oder keiner Steuer auf Kapitaleinkünfte profitieren. Dazu gehören unter anderem:
- Portugal (steuerfreie Kapitalerträge für zehn Jahre mit dem NHR-Status)
- Vereinigte Arabische Emirate (keine Einkommensteuer auf Kapitalerträge)
- Malta (steuerfreie Dividenden für Nicht-Residenten)
- Estland (Besteuerung erst bei Gewinnausschüttung)
Auch einige EU-Länder wie Kroatien, Österreich, Spanien oder Rumänien bieten spezielle Regelungen zur Befreiung oder Reduzierung der Quellensteuer für Privatpersonen.
Unterschiede bei der Steueranrechnung
Jedes Land legt seinen eigenen Quellensteuersatz fest, was große Unterschiede für Anleger bedeutet. Hier einige Beispiele:
Land | Standard-Quellensteuersatz | DBA-Satz mit Deutschland |
---|---|---|
USA | 30 % | 15 % |
Schweiz | 35 % | 15 % |
Frankreich | 26,5 % | 12,8 % |
Italien | 26 % | 15 % |
Großbritannien | 0 % | 0 % |
In Ländern wie Großbritannien gibt es gar keine Quellensteuer auf Dividenden, während andere Staaten wie die Schweiz zunächst eine hohe Steuer einbehalten, die jedoch größtenteils zurückgeholt werden kann.
Wichtige Faktoren für Anleger
- Verrechnung von Verlusten: Verluste aus Aktiengeschäften können mit Gewinnen verrechnet werden, wodurch sich die Steuerlast senken lässt.
- Stempelsteuern und Transaktionssteuern: Während Deutschland derzeit keine Stempelsteuer erhebt, gibt es in Ländern wie Großbritannien oder Frankreich zusätzliche Abgaben auf den Aktienhandel.
- Steuerliche Besonderheiten je nach Anlageform: Manche Fonds und ETFs haben besondere Steuerregelungen, die sich auf die Besteuerung der Erträge auswirken können.
Fazit
Die Besteuerung von Dividenden kann komplex sein, aber mit der richtigen Strategie lassen sich Steuerlasten erheblich reduzieren. Wer international investiert, sollte sich über die Quellensteuerregelungen, Doppelbesteuerungsabkommen und Rückerstattungsmöglichkeiten informieren. Besonders für langfristige Investoren kann auch die Wahl des Wohnsitzlandes eine entscheidende Rolle spielen, um die Rendite zu maximieren.